DER STURM - Eine Übersicht

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DER STURM war eine Zeitschrift, eine Galerie, ein Verlag und und und ...

im Folgenden werden die verschiedenen Aktivitäten des STURMs vorgestellt.

Adressen des STURMs / Herwarth Walden:

  1. 1910 - Gründung des STURMs in der Privatwohnung von Herwarth Walden und Else Lasker-Schüler: Katharinenstraße 5 Berlin-Halensee)
  2. 1912 - Hohenzollerstraße (1. Privatwohnung mit Nell Walden)
  3. 1912 - Potsdammer Straße 18 ( Redaktion, Verlag - 2-Zimmer-Wohnung / Sekretärin)
  4. 1912 - Ausstellungsräume: Tiergartenstraße 34A / Gilka-Villa (zum Abbruch vorgesehen)
  5. 1912/April - Ausstellungsräume: Königin-Augusta-Straße 51 ( Parterreräume / ehemaliges Bildhaueratelier )
  6. 1913/Januar - Potsdamer Straße 134 A (Redaktion, Verlag, Privatwohnung)
  7. 1913/Mai - Potsdamer Straße 134 A (Redaktion, Verlag, Privatwohnung und Ausstellungsräume)
  8. 1913/Juni - Potsdamer Straße 75 (Ausstellung: Erster Deutscher Herbstsalon)
  9. 1917 weitere Räume eines ehemaligen Teppichhauses in der Potsdamer Straße 134 A ( nun auch neue Ausstellungsräume, Sturmabende, Sammlung, Presse-Lesesaal und Kunstschule, insgesamt 7 Wohnungen)
  10. 1917 - Kunstbuchhandlung / ständige Verkausstelle: Potsdamer Straße 138 A / bzw. Potsdamer Straße 134 A / Gartenhaus rechts II
  11. 1923 - Eine weitere Buchhandlung wird im August am Kurfürstendamm 150 eröffnet.
  12. 1927 - 10. Juni Ausstellung: Filiale Kurfürstendamm 220 - Eingang Meineke Straße 1  - Reuss Pollack (Angabe von Einladungskarte zur Ausstellung)
  13. 1928 - aus finanziellen Gründen Umzug Sturm-Buch-Laden in die Schlüterstr. 54 (März 1928) , Verlag und Galerie an den Kurfürstendamm 53 (Sep 1928), Umzug Sturm-Buch-Laden zum Verlag und Galerie (Nov 1928)
  14. 1929 - noch größere finanzielle Probleme, Walden muss sämtliche Werte des Sturm unter Vermieterpfandrecht stellen und hat die vorläufige Adresse: Kurfürstenstraße 19 bei Harnisch (von der Heydt-Museum 2012, S.324) Umzug im Herbst an den Kurfürstendamm 173 bis mindestens Dez 1930 (Der Sturm 20.Jhg. Heft 9)
  15. 1931 - erschien kein Magazin im eigentlichen Sinne. Im August versendet Walden an die Abonnenten als Entschädigung für die ausgebliebenen Ausgaben das bereits vorhandene Buch "Die neue Malerei" versehen mit einem undatierten Magazin-Umschlag als Ausgabe 20.Jhg. Heft 10-11. Ein Begleitschreiben vom 20.08.1931 erklärt diesen Vorgang. Als Adresse auf dem Umschlag wird Berlin-Friedenau genannt, das Begleitschreiben nennt zusätzlich die Gutsmuthstr. 10, (Erläuterung von Volker Pirsich: die Adresse des deutschen P.E.N.-Clubs, für den Walden im April 1932 also kurz vor seiner Emmigration zum Sekretär gewählt wird.)  
  16. 1932 - in den letzten 3 Nummern des Magazins und der Werbung für das letzte Buch des STURM-Verlages heißt es weiter Berlin-Friedenau - mit Verweis auf die Vereinigung mit der Monatsschrift "Der Durchbruch", Berlin Wilmersdorf
DER STURM - Zeitschrift

Die Zeitschrift DER STURM erschien von 1910–1929 wöchentlich, halbmonatlich, monatlich 1930 vierteljährlich, 1931 gar nicht (wenn man von dem zum Trost der Abonnenten versendeten Buch "Die neue Malerei" mit dem Umschlag: 20.Jhg. Heft 10-11 einmal absieht) . 1932 dann nochmal Jan-März als Monatsschrift.

Es war Sprachrohr der avangardistischen Strömungen insbesondere des Expressionismus, Abstraktion, Kubismus, Futurismus, Dadaismus, Konstruktivismus aber auch naive Kunst (Rousseau) und Volkskunst in einem umfassenden Verständnis. So wurde Kunst in jeder Form ob bildende Kunst, Architektur, Literatur, Musik, Dichtung oder Theater behandelt.

Es gab also eine Toleranz gegenüber verschiedenen Strömungen denen Walden eine Ehrlichkeit und Modernität unterstellte, während er sich bspw. von der Neuen Sachlichkeit als Rückschritt distanzierte. Politisch entwickelte sich Walden schließlich zum Kommunisten, behielt aber auch in dieser Hinsicht in der Zeitschrift eine gewisse Offenheit, so dass auch Platz für religiös beeinflusste Kunst blieb.  Diese in mehrfacher Hinsicht vorhandene Tolleranz unterschied den STURM von der AKTION, welche politisch und künstlerisch viel enger und strenger gefasst war. In den letzten 3 Ausgaben des STURMs ging es fast ausschließlich um den Kampf gegen die Tuberkulose. Auch das letzte Buchveröffentlichung des STURM-Verlages im März 1932 hate ein medizinisches Thema.

Einige Grafiken wurden in der Zeitschrift erstmals veröffentlicht und in manchen Ausgaben gab es farbige Kunstdrucke als Beilagen.

Die Zeitschrift bewarb auch die anderen Aktivitäten des STURMs (Ausstellungen, Verlagserzeugnisse, Veranstaltungen wie STURM-Abende und den STURM-Ball usw.).

DER STURM - Magazin - Bilder
DER STURM - Verlag

Im Sturmverlag erschienen zwischen 1910-1932 Gedichtbände, Romane, Beiträge zur Kunst, Musik, Theater, Medizin, Philosophie

Einige der Werke wurden als STURM-BÜCHER besonderst hervorgehoben. Zudem gab es eine Reihe von STURM-Bilderbüchern.

Desweiteren wurden einige Informations- und Werbeschriften sowie Kataloge zu den STURM-Ausstellungen herausgegeben.

Es gab von 1913 an eine zweite Verkaufstelle in Paris und so ab der STURM-Ausgabe Mai 1913 bis August 1914 den Aufdruck Berlin-Paris auf der Titelseite des STURM-Magazins. Einzelne Bücher ( z.B.: STURM-Bilderbuch V ) erschienen auch in einer französischen Ausgabe.

Eine ausführliche Zusammenstellung der Verlagsausgaben findet sich im Bereich: Forschungsprojekte

DER STURM - Verlag - Bilder
DER STURM - Galerie

Begleitend zum normalen Galeriebetrieb (Vermittlung der Kunstwerke und Ausstellungen) wurden Farbdrucke als Beilagen im Magazin und in Sammelmappen (Kandinsky-Mappe, Bilderbücher Expressionisten I und II), Postkarten mit Gemälden und Künstler-Portraitfotografien sowie Grafiken vertrieben, um den Bekanntheitsgrad der Künstler zu erhöhen.

Von daher gab es Überschneidungen miit dem Bereich Buchladen/ständige Verkaufsstelle (später "Sturm-Laden") in deren Räumlichkeiten auch Ausstellungen stattfanden.

DER STURM - Galerie - Bilder
DER STURM - Sturmbuchhandlung und ständige Verkaufsstelle Kunstgewerbe / Sturm-Laden

Beschreibung aus "DER STURM - Eine Einführung" von Rudolf Blümner:

"Im Laufe der Zeit hatte sich im Publikum ein Bedürfnis geltend gemacht, die expressionistische Literatur und die grafischen Werke des Sturm an einer einheitlichen Stelle zu beziehen. Zu diesem Zwecke wurde im Jahre 1917 die Sturmbuchhandlung eröffnet. Sie dient in erster Linie der expressionistischen Dichtung, Literatur, Musik und der Graphik des Sturm. Darüber hinaus führt sie die gute Literatur aller Zeiten, wie sie sich nach einer von der Leitung des Sturm getroffenen Auswahl darstellt.

Um dem von expressionistischen Ideen beeinflussten Kunstgewerbe gleichfalls eine Stätte zu schaffen, ist der Sturmbuchhandung eine ständige Verkaufs-Ausstellung kunstgewerblicher Arbeiten, zum Beispiel von Schöpfungen Georg Schrimpfs und Maria Uhdens, angegliedert."

Die Verkaufsstelle/Buchhandlung wurde von Paul Citroen in der Potsdamer Straße 138 A eingerichtet und zunächst geleitet. Es handelte sich um den Pavillon / das Gartenhaus rechts neben der Potsdamer Straße 134 A .

Lyonel Feininger in einem Brief an Wlademar Eckertz vom 05. Mai 1917:

Der "Sturm" hat sich colossal entfaltet, in diesem letzten Jahre, und bekommt ein prachtvolles Ausstellungslokal, vorne im Hause. Auch hat Walden einen Bücherladen, nebenan, im alten Laden von Axel Junker... Der Laden ist voll guter und schöner Drucke und Hand-Arbeiten, nebst den "Sturm" Büchern und anderen guten Sachen. (Axel Junker: Buchhändler und Verleger - z.B. von Rilke, Else Lasker-Schüler und Max Brod) 

Nach der Aufgabe der Räume in der Potsdamer Straße (April 1928) übernahm der Sturm-Laden in der Schlüterstraße 54 den Verkauf und diente auch als Ausstellungsort, bis Galerie und Verlag Räume am Kurfürstendamm 53 (Sep 1928) bezogen.

Auslandsvertrieb:

Kopenhagen: Buchhandlung Hassing, Politikens Hus, Raadhuspladsen

Quelle: 10/2

Zürich: Kunstsalon Rembrandt, Bahnhofstraße, Auslieferung auch für Frankreich

Quelle: 10/2

DER STURM - Sturmabend

Der Sturmabend fand seit dem 01.09.1916 regelmäßig wöchentlich jeden Mittwoch in den Ausstellungsräumen der Galerie statt. Angekündigt wurden zunächst 30 Termine bis April 1917. (Quelle: 7e-1) Zeitweise fand er nur am 1. und 3. Mittwoch eines Monats statt.

Er begann um 19.45, 20.00 oder 20.30 Uhr.

Es gab in der Regel eine Sommerpause in der Zeit von Mai/Juni-August.

Sie waren zunächst als Vortragsabende konzipiert, an denen insbesondere Werke des Sturmverlages vorgetragen wurden. Häufigster Rezitator war der Schauspieler Rudolf Blümner  in einem ganz eigenen Sprechtonfall und Sprachrhythmus, aber auch Herwarth Walden übernahm manchmal die Rolle des Vortragenden bzw. begleitete am Klavier. Die vorgetragenen Texte erschienen schließlich auch als Buch im STURM-Verlag. Mit der Zeit gab es auch Vorträge sowie Musik-, Theater- und Tanzaufführungen von anderen STURM-Künstlern bzw. externen Künstlern und Gast-Dozenten an den Sturmabenden.

Die genaue Anzahl der Abende war mir nicht möglich zu ermitteln. Bis Mai 1928 gehe ich von ca. 387 Terminen aus.

Um den Umfang und Inhalt der Abende abzubilden, habe ich die nachfolgende Tabelle erstellt und hoffe so etwas von dem kulturellen Leben, das durch diese Abende verwirklicht wurde, sichtbar machen zu können.

Für 1917-1919 werden auch einige auswärtige STURM-Abende in anderen Städten (Hamburg, Jena, Hannover, Dresden u.a.) in der Zeitschrift erwähnt.

In der September-Ausgabe 1926 der STURM-Zeitschrift wurde ein STURM-Musikabend angekündigt (wöchentlich freitags). Weitere Hinweise auf die Durchführung, Termine usw. fehlen.

In der Ausgabe vom Januar 1929 wird eine weitere Abendveranstaltung beworben: Aktuelles u. politisches Kasperletheather

Diese soll sogar täglich um 21.00 Uhr stattfinden. Ob und wie lange die Veranstaltung tatsächlich stattfand, ist noch unbekannt.

(Tibor Handke / 2023)

Um den Umfang und Inhalt der Abende abzubilden, habe ich eine Tabelle erstellt und diese unter Forschungsprojekte eingestellt.

DER STURM - Sturmabend - Bilder
DER STURM - Sturmbühne
DER STURM - Sturmbühne - Bilder
DER STURM - Sturmschule
DER STURM - Weltpressestelle-Lesesaal