Vergessene STURM-Künstler/-innen

Im Folgende werden Künstler und Künstlerinnen aufgeführt, welche im Allgemeinen nur kurz oder gar nicht im Zusammenhang mit dem STURM erwähnt werden. Entweder wurden sie nicht als so bedeutsam angesehen oder sie tauchten auch einfach nur zu selten bzw. am Rande des STURM-Betriebes auf. Etwa wenn sie nicht im Magazin auftauchten, sondern nur in eriner Ausstellung vertreten waren.

Aufgreifen werde ich insbesondere jene Künstler, die bei Georg Brühl "Herwarth Walden und Der Sturm" nicht aufgeführt sind und jene, die bei Georg Brühl und auch sonst nur sehr kurz behandelt werden, in der Hofffnung etwas mehr an Informationen zusammen tragen zu können. Gerne nehme ich Hinweise z.B. im entsprechenden Forum entgegen.

Tipp: Volker Pirsich forscht schon lange zu dem Thema und veröffentlicht seine Ergebnisse hier: "Sturm-Baukasten"

Jesekiel David Kirszenbaum / Kirschenbaum

Jesekiel David Kirszenbaum / Kirschenbaum (in Deutschland) / Duvdivani oder Duwdivani (Pseudonyme als Karikaturist)

geboren 15. August 1900 in Staszów, Polen - Russisches Kaiserreich; gestorben 1. August 1954 in Paris

STURM - Ausstellung im April 1927 / Gemälde / Aquarelle und Zeichnungen / 80 Exponate

Herwarth Walden hoffte in ihm einen neuen Chagall entdeckt zu haben, aber der große Erfolg blieb aus und so wurde die Arbeit als Karikaturist zu Kirszenbaums Broterwerb. Vor den Nazis musste er schließlich nach Frankreich flüchten, was ihn letztlich aber auch nicht in Sicherheit brachte. Anders als seine Frau überlebte er diese Zeit und konnte nach dem Krieg nochmals eine Schaffensperiode beginnen. Ein Großteil seiner frühen Werke gingen jedoch durch Krieg und Verfolgung verloren.

Kirszenbaums Großneffe Nathan Diament hat intensiv zum Werk seines Onkels geforscht und es geschafft, diesem interessanten Künstler wieder mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen. Eine schöne Webseite, die Arbeit an einem Werksverzeichnis und Ausstellungen in Israel, Frankreich und Kroatien-Deutschland / Solingen 2018 zeugen von seinen Anstrengungen.  In Zusammenarbeit mit der VHS-Weimar und dem Goethe-Institut hat er zuletzt eine Wanderaustellung 2021/22 in Deutschland verwirklichen können. Hierzu hat die VHS-Weimar eine sehr empfehlenswerte Webseite eingestellt mit Video- und Audio-Dateien.

Wer jetzt Lust bekommen hat, sich mit diesem spannenden Künstler und der beispielhaften, engagierten Forschungsarbeit seines Nachfahren zu beschäftigen, dem seien die folgenden Webseiten ans Herz gelegt:

ALESSANDRO RHODIN

ALESSANDRO RHODIN  Bartolomeo „Meo“ Alessandro (Alexandro) Lamberto Rhodin,

 geboren am 16. April 1897 in Stockholm, gestorben am 2. Juni 1971 war ein schwedischer Maler.

Er war der älteste Sohn der Zirkuslegende Brazil Jack aus seiner ersten Ehe mit Charlotta Hellman, er war zum ersten Mal verheiratet mit Vera Maria Karina Clarrez und ab 1936 mit der Malerin Florence Atterling. Den italienisch klingenden Namen erhielt er während der italienischen Zeit von Brazil Jack. Alessandro trat als Kind in der Zirkusarena auf, galt als 5-Jähriger als „Wunderkind“ und soll damals sieben Sprachen gesprochen haben. Alessandro gab später das Zirkusleben zugunsten einer Künstlerkarriere auf.

Rhodin ist ein autodidaktischer Künstler, er studierte auf Reisen nach Norwegen, Deutschland, Italien, Spanien und Nordafrika. Er und seine Frau hatten mehrere Einzelausstellungen. Zusammen mit Birger Lindberg stellte er 1944 in Örebro aus und nahm an den Herbstausstellungen des Schwedischen Allgemeinen Kunstvereins in Stockholm teil.

Seine Kunst besteht aus Stillleben, Blumenbildern, Straßenmotiven aus Marokko, Landschaftsbildern aus Lappland und den Lofoten in Gouache, Öl oder Pastell.

In den 1950er Jahren leitete er eine Malschule in Kramfors. (Quelle: Wikipedia Schweden)

1932 stellte er in der wahrscheinlich letzten STURM-Ausstellung aus.

Adolf Wilhelm Friedrich Küthe

Adolf Wilhelm Friedrich Küthe
* 6.9.1898 in Siegen, gest. 22.4.1930 in Siegen

Er verstarb mit erst 31 Jahren aus unbekannten Ursachen.

Veröffentlichung im STURM: Juni 1926 - Sonderheft Theater

STURM-Ausstellungen: 1925 (140.) und 1926 wurden Werke von Adolf Küthe gemeinsam mit solchen von Oscar Nerlinger, Hugó Scheiber und Sandro Malmquist gezeigt.

1926/27 fand im Brooklyn Museum in New York die International Exhibition of Modern Art statt, die anschließend in den Anderson Galleries in Manhattan, in der Albright Art Gallery in Buffalo und in der Art Gallery of Toronto gezeigt wurde.

(Quellen: Widerspruch und Widerstand in Siegen und Wittgenstein, STURM-Magazin, Ausstellungskatalog 1926 Brooklyn, Ausstellungskatalog 1925 STURM )

Hans Tombrock - Vagabundenausstellung

Hans Tombrock (* 21. Juli 1895 in Benninghofen (heute Dortmund); † 18. August 1966 in Stuttgart) war ein deutscher Maler.

1924 wurde Tombrock aus der Haft entlassen. Er begann sein Vagabundenleben und wanderte durch Deutschland, Österreich und Jugoslawien. Geld verdiente er mit der Anfertigung von Zeichnungen, die er für ein Butterbrot, einen Teller Suppe oder wenige Pfennige verkaufte. Die Objekte seiner Kunst lernte er auf der Straße kennen: Penner, Huren, Krüppel, Säufer, Landstreicher und andere Tippelbrüder. 1928 traf er Gregor Gog, den Begründer der Bruderschaft der Vagabunden. Gog hatte einen großen Einfluss auf Tombrock. Er gab ihm neue schöpferische und politische Impulse. Nun wollte er das Leiden und das Schicksal der Armen und Unterdrückten in seiner Kunst darstellen. Auch seine erste größere Arbeit, die Vagabundenmappe veröffentlichte Tombrock 1928. In der Zeit von 1929 bis 1931 entstanden auch die ersten Eulenspiegel-Bilder. 1930 erwarb die Kunsthalle Mannheim seine aquarellierte Kreidezeichnung Eulenspiegel III im Entstehungsjahr.

1933 floh Tombrock vor den Nationalsozialisten in die Schweiz.

(Quelle: Wikipedia)

Er war 1931 an der 2. allgemeinen Vagabundenausstellung im STURM beteiligt.

Sepp (Josef) Mahler - Vagabundenausstellung

Sepp Mahler (* 30. Mai 1901 in Wurzach; † 11. Oktober 1975 in Wangen im Allgäu) war ein Maler und Schriftsteller aus Bad Wurzach in Oberschwaben.

Er besuchte 1921/22 die Staatliche Kunstgewerbeschule Stuttgart und erhielt eine erste Ausstellung am dortigen Kunstgewerbe-Museum unter Direktor Pazaurek. Von 1922 bis 1923 studierte er an der Akademie der Bildenden Künste Stuttgart. Im Jahre 1924 schickte er von Wurzach aus Bleistiftzeichnungen, Aquarelle und einige Gedichte an Herwarth Walden, der die Berliner Galerie „Der Sturm“ betrieb. Bilder von Sepp Mahler wurden neben Chagall, Klee, Feininger und Kokoschka ausgestellt.

Nach dieser Zeit in Stuttgart zog Mahler als Vagabund durch Europa und Teile des Orients.

Auf Wunsch der Mutter kehrte er 1929 in die Heimat zurück. Er suchte Kontakt zu Gregor Gog und wurde so ständiger Mitarbeiter einer links stehenden Zeitschrift, „Der Vagabund“ (Zeit- und Streitschrift der internationalen Bruderschaft der Vagabunden). Große Erfolge erzielte Sepp Mahler Anfang der 30er Jahre mit seinen Bildern in Ausstellungen in Berlin und in Stuttgarter Galerien.

In der Zeit des Nationalsozialismus galt seine Kunst als entartet. Er wurde 1933 in Leutkirch im Allgäu für 46 Tage in Schutzhaft genommen. Danach starb seine Mutter. Nach Ablehnung der Aufnahme in die Reichskulturkammer 1935 erhielt er Ausstellungsverbot. (Quelle: Wikipedia)

Seine in Wikipedia erwähnte Teilnahme an STURM-Ausstellungen ist nur durch seine eigenen Angaben in seiner Biografie belegt. In "Ich der Lump-Philosoph der Straße" sind Ausstellungen von ihm in den Jahren 1924 und 1927 sowie die 2. allgm. Vagabundenkunstaustellung 1931 genannt. Ebenso ist ein brieflicher Austausch mit Herwarth Walden angeführt und die Ablehnung der eingesendeten Gedichte. In den zugänglichen STURM-Katalogen ab 1924 findet sich sein Name nicht. Es fehlen aber die folgenden Ausstellungs-Kataloge: 130./131./Jena/134. sowie fast alle ab 1926.

Somit auch der der 2. allgm. Vagabundenkunstaustellung 1931. Hier ist jedoch seine Teilnahme über Zeitungsartikel bestätigt.

Lesview - Vagabundenausstellung

Lesview-Ukraine (Holzbilder) (Querschnitt-Artikel Alfred Kurella)

Außer den vagen Angaben in dem obigen "Querschnitt"-Artikel sind noch keine Daten vorhanden.

Er war 1931 an der 2. allgemeinen Vagabundenausstellung im STURM beteiligt.

Max Malpricht

Max Malpricht (19.12.1875 - ?) stellte zwischen 1927-1929 im STURM aus. Hiervon gibt es ein Pressefoto und Presse-Artikel.

Über sein Leben ist leider nicht viel bekannt. Laut eines Presseartikels (Berliner Börsenzeitung 24.10.30) begann er erst 1926 mit 51 Jahren mit dem Malen. Nach den Presse-Artikeln stand er vor 1933 der KPD nahe und seine Wohn-Adresse wird Gleditschstr. 6 in Berlin gewesen sein.

Belegt sind seine im Sturm ausgestellten (Pressefoto, Berliner Börsenzeitung 12.02.1929) und in Presseartikeln (Hamburger Nachrichten 19.10.31) erwähnten "Klebebilder / Tapetenbilder". Seine Ölbilder werden als grob gemalt und farbenfroh beschrieben. 

Durch die Aufstellung von Rainer Enders und Volker Pirsich „Galerie Der Sturm Berlin Ausstellungen 1912 bis 1932“ wissen wir zur Zeit von seiner Teilnahme an 5  STURM-Ausstellungen im Zeitraum Mai 1927 - Februar 1929. Belegt sind diese Ausstelungen durch Zeitungsartikel, Einladungskarten oder Werbung im STURM-Magazin. Die Kataloge fehlen leider.

Die o.g. Presse Artikel und eine Erwähnung in WELT KUNST vom 26. Oktober 1930 dokumentieren auch seine Teilnahme an Ausstellungen der Berliner Juryfreien 1930/31.

Eine ausführliche Biografie findet ihr im Sturm-Baukasten von Volker Pirsich.

Max Malpricht
Kallen, Elisabeth Wilhelmine

Kallen, Elisabeth Wilhelmine
(Berlin 1897 - Karlsruhe 1984)

Austellungen:

  • März 1918 in der STURM-Galerie im Rahmen der STURM-Kunstschule
  • Mitglied der Novembergruppe und war auf der Großen Berliner Kunstausstellung 1920 und 1921 präsent.
  • Teilnahme an der Juryfreien Kunstschau 1923

Veröffentlichungen:

  • 1929 erschienen von ihr Drucke an den Vereinigten Staatsschulen für freie und angewandte Kunst in Berlin
  • 1931 publizierte die Zeitschrift "Jugend" ein Werk, Heft 04 - Walroß und Haselroß. S. 50
  • 1935  erschien ihr Bild „Auf der Sommerwiese“ als Bildtafel in der Juli-Ausgabe von Westermanns Monatshefte
  • Drei Wandbehänge aus Leinen in der Friedrichsthaler Dorfkirche.
  • 1958 Illustrationen in dem Buch „Bidasari“ Prismaverlag

Im Januar 2018 wurden mehr als 20 Bilder aus den 1920er Jahren bei einer Entrümpelung wieder ans Tageslicht befördert.

Quelle: https://issuu.com/oranienburg/docs/osm_2022-01_ohne-amtsblatt/s/14608594